Stolpersteine für den Flugbetrieb
St. Galler Tagblatt vom 19.9.2005
Heute findet ein Behördengespräch zur Konzessionierung des Flugplatzes Altenrhein statt
ALTENRHEIN. Wie lassen sich die Nutzungs- und Schutzansprüche rund um den Flugplatz Altenrhein unter einen Hut bringen? – Vor der Konzessionierung gibt es noch einige Stolpersteine aus dem Weg zu räumen.
CHRISTOPH ZWEILI
Rechtlich ist der Flugplatz Altenrhein noch immer ein Flugfeld; der seit 1985 betriebene Linienverkehr nach Wien ist nur mit einer Ausnahmebewilligung zugelassen. Will sich der bald 80-jährige Flugplatz zum Flughafen von regionaler Bedeutung für Geschäftsleute und Touristen aus der Ostschweiz, dem Land Vorarlberg, Teilen Süddeutschlands und aus Liechtenstein weiterentwickeln, muss er den Linienverkehr ausbauen. Der Bund verlangt, dass der Flugplatz zu konzessionieren ist, falls sich der Linienverkehr weiterentwickelt.
Thal ist nicht allein
Welche Positionen sind im Vorfeld des heutigen Koordinationsgesprächs auszumachen? Die Kantone St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden befürworten die Konzessionierung. Der Kanton St. Gallen setzt sich im Richtplan von 2002 für eine massvolle Entwicklung des Flugplatzes und damit für die Einstufung als Regionalflugplatz mit Linienverkehr ein. Wert wird auf die Einhaltung der Lärmvorschriften gelegt, die verbindliche Regelung einer Erschliessung durch den öffentlichen Verkehr und die Vermeidung von Störungen der Naturschutzgebiete Rheindelta, Altenrhein und Buriet/Buechsee.
Auch 15 der 16 Gemeinden in der Region Rorschach-Bodensee sind für die Konzessionierung, verlangen aber verbindliche, klare und messbare Regelungen für Betrieb und Infrastruktur. Wichtigstes Anliegen: Der Ausbau des Linienverkehrs darf keine höhere Lärmbelastung bringen. Erster Stolperstein ist die Standortgemeinde Thal: Sie lehnt die Konzessionierung ab, weil sie ein ungebremstes Wachstum des Flugverkehrs befürchtet. Stolperstein Nummer zwei sind die österreichischen Nachbarn. Das Land Vorarlberg zeigt sich zwar aufgeschlossen gegenüber einer leichten Erweiterung der Betriebszeiten, lehnt die Aufweichung des Tageslärm-Grenzwerts aber strikt ab. Ein Staatsvertrag zwischen der Schweiz und Österreich und eine Verwaltungsvereinbarung regeln mit einem System von Jahres- und Tages-Lärmpegeln die zulässige Lärmbelastung über österreichischem Gebiet. Diese Verwaltungsvereinbarung muss angepasst werden, da die vorgesehene Verdichtung des Linienverkehrsangebots einen toleranten Umgang mit dem Tageslärm bedingt. Das ausgeklügelte System funktioniert gut – so gut, dass die Jahreslärm-Belastung bisher nie überschritten wurde. Die Region Rorschach-Bodensee könnte sich diese verbindlichen Lärmwerte auch auf Schweizer Seite vorstellen.
Auch die österreichischen Gemeinden Gaissau und Fussach stehen der Konzessionierung kritisch gegenüber und wollen keine Aufweichung des heutigen Lärmregimes.
Umstrittene Flugbewegungen
Stolperstein drei sind die Betriebszeiten. Um den Linien- und Charterverkehr erfolgreich zu betreiben, sollen die Betriebszeiten neu von Montag bis Samstag auf 6 bis 22 Uhr, am Sonntag von 7.30 bis 22 Uhr ausgedehnt werden. Für Reiseflüge im Linien-, Charter- und Geschäftsverkehr soll der Tagespegel um 30 Prozent überschritten werden können – die Kompensation hat innerhalb der nächsten 50 Tage zu erfolgen. Die vorgeschlagene Ausdehnung der Betriebszeiten ist vor allem bei der Gemeinde Thal und auf österreichischer Seite umstritten.
Stolperstein vier ist die Entwicklung der Verkehrszahlen, die der Lärmberechnung zugrunde liegen sollen: Während die Flugplatz-Betreiber von jährlich 36 500 Bewegungen ausgesehen (davon 6000 Linien/Charterflüge), fordern die Regio Rorschach Bodensee und die Gemeinde Thal eine Beschränkung auf 33 500 Flugbewegungen.
Stolperstein fünf ist der Flugplatz-Perimeter: Die Regio Rorschach-Bodensee und die Gemeinde Thal verlangen, der Perimeter sei auf die betriebsnotwendige Fläche zu begrenzen.
Stolperstein sechs ist die Flugplatz-Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln (heute eine Postauto-Haltestelle). Wird die verlangte bessere Erschliessung realisiert, hat das seinen Preis.