Flugfeld Altenrhein – Entstehung und Entwicklung

1926 Am 20. Januar 1920 trat der Friedensvertrag von Versailles in Kraft, welcher für Deutschland schwerwiegende Folgen zeitigte. So verbot der Vertrag u.a. den Bau von Flugzeugen. Was lag für die Flugzeugwerft Dornier in Friedrichshafen näher, als wenige Kilometer über dem See entfernt ein neues Werftgelände zu suchen?

Claude Dornier fand in Altenrhein ein bestens geeignetes Gelände am See, auf dem Delta westlich des Alten Rheins, mitten im heutigen, einzigartigen Naturschutzgebiet des Rheindelta. Die Mittel für den Bau der Werkhallen und des Flugfeldes wurden weitgehend durch den Kanton St.Gallen und die Gemeinden Rorschach, Thal und Rheineck zur Verfügung gestellt, in der Absicht, in der krisengeschüttelten Nachkriegszeit neue Arbeitsplätze zu schaffen.
1927 wurden die Dornier-Werke eröffnet und zugleich eine 600 Meter lange Graspiste erstellt.
1928 bis 1931 wurden dort drei legendäre Grosswasserflugzeuge DO-X - ausgerüstet mit 12 Motoren - gebaut.
1948 Dr. Claudio Caroni übernimmt die Dornier-Werke. Es erfolgt die Umbenennung in FFA Flug- und Fahrzeugwerke Altenrhein AG.
1954 Caroni lässt eine 1'200 Meter lange und 30 Meter breite Start- und Landebahn mit einem Hartbelag bauen.
1955 endet mit dem dritten Absturz des in Altenrhein gebauten Erdkampfflugzeuges P16 der wohl einzige Höhenflug der FFA. Der Bund lässt das nationale Projekt fallen. Die FFA bzw. die Repair AG serbelt in den nächsten 30 Jahren in Bezug auf Flugzeugbau- und Unterhalt dahin. Während dieser Zeit werden nie mehr als 30 bis 35 Arbeitskräfte beschäftigt. Das Hauptproduktionsgebiet wird auf den Waggonbau verlegt.

In einem Notenwechsel zwischen der Schweizer Gesandtschaft in Wien und dem Bundeskanzleramt, Auswärtige Angelegenheiten, wird festgehalten, dass nur im Sinne einer Ausnahme schweizerische Luftfahrzeuge das österreichische Hoheitsgebiet westlich des neuen Rheinlaufes für An- und Abflüge benützen dürfen.
1974/75 Der Alleininhaber der FFA, Dr. Caroni, schliesst das Flugfeld für die Dauer von 2 Jahren für jeglichen Privat-Flugverkehr. Die Zahl der Flugbewegungen sinkt in der Folge auf rund 15'000 pro Jahr, reiner Werkflugverkehr. Während dieser Zeit geht kein einziger Arbeitsplatz verloren, und der Tummelplatz für Hobby- und Wohlstandspiloten wird wider Willen seiner ursprünglichen Zweckbestimmung als Werkflugplatz zugeführt. Mit dieser vorübergehenden Schliessung ist der Beweis erbracht, dass 15'000 Bewegungen mehr als genügen, um die bestehenden Arbeitsplätze im Flugzeugbau zu erhalten.
1977 Die FFA wollen 25 Hektaren Land kaufen zur Erweiterung der Anlage gegen Osten. Die Ortsbürgergemeinden Thal und Rheineck lehnen dies ab. Die FFA ziehen den Fall bis vor das Bundesgericht, wo sie dann aber abblitzen.
1982 Die Crossair interessiert sich für linienflugmässige Zwischenlandungen auf dem Weg nach Innsbruck und Klagenfurt. Die Bemühungen bleiben erfolglos, infolge der ablehnenden Haltung der St.Galler Regierung. Regierungsrat Schlegel erklärt vor dem Grossen Rat, dem Kantonsparlament, dass der Fluglärm um Altenrhein die Grenze des Erträglichen erreicht habe.
1984 Die vorarlbergische 'Rheintalflug Rolf Seewald AG, Hohenems' stellt in Bern erstmals ein Konzessionsgesuch für 3 tägliche Retour-Linienflüge nach Wien. Die Reaktionen von Swissair, Crossair, SBB und der St.Galler Regierung sind negativ. Trotzdem vertagt das Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL den Entscheid.

Inzwischen hat die Anzahl der Flugbewegungen rund 56'000 erreicht, was seit 1978 einer Steigerung um über 50 % entspricht.
1986 werden durch die 'Rheintalflug' und die 'Tyrolean Airways' neue Konzessionsgesuche für Linienflüge nach Wien eingereicht.
1987 Caroni jr. verkauft die FFA an die Firma Schindler Holding AG, welche ihrerseits den unbedeutenderen Teil, das heisst Flugzeugwerk und Flugfeld, an die Justus Dornier Holding weiterverkauft, an einen Nachkommen des Werkgründers Claude Dornier. Die Firma Repair AG wird umbenannt in FFA Flugzeugwerke und Airport Altenrhein AG.
1988 Das EVED (Eidg. Energie- und Verkehrs-Departement) bzw. das BAZL erteilen der Rheintalflug die Linienkonzession für täglich 2 Linienflüge nach Wien. Bedingung ist die Installierung eines Instrumentenanflugsystems ILS.

Noch vorher, am 23.Februar 1988, stürzte eine der beiden für den Linienverkehr vorgesehenen Rheintal-Flugmaschinen bei Rorschach in den Bodensee. Fazit: 11 Tote. Ursache war menschliches Versagen, wie der Untersuchungsbericht 1992 darlegte.
1989 Die Vorarlberger Landesregierung spricht sich gegen Ausbaupläne in Altenrhein aus. Sie wehrt sich vor allem gegen die geplanten An- und Abflugvarianten nach Osten.Die Aufnahme von Linienflügen bedingt jedoch die Zustimmung des Nachbarlandes Österreich. Seit Jahren verhandeln die Schweiz und Österreich über einen entsprechenden Staatsvertrag.

Vorerst betreibt die Rheintalflug die Linienflüge nach Wien ab Friedrichshafen.
1990 Die FFA investieren 1,5 Millionen Franken in ein Instrumenten-Landesystem (ILS) und neue Hangars.

Justus Dornier bekundet Verkaufsabsichten. Eine Phase der Unsicherheit über den weiteren Fortbestand der FFA beginnt. Die Swissair wird als Kaufinteressentin genannt.

Zwischen Österreich und der Schweiz wird ein ’Gentlemen's Agreement’ über die Benützung des Österreichnischen Luftraums vereinbart, bis ein Staatsvertrag ausgearbeitet ist.
1991 Der Verkauf der FFA und Airport Altenrhein AG ist perfekt. Mitbesitzer wird mit Ernst Gautschi ein grosser Bauunternehmer aus dem Rheintal.

Am 23.Juli wird der Staatsvertrag zwischen Österreich und der Schweiz unterzeichnet. Kernpunkt ist ein 'Lärmkorsett' für den Flugplatz Altenrhein. Darin werden die jährliche und tägliche Lärm-Obergrenze festlegt, die Betriebszeiten des Flugplatzes begrenzt und die Platzrunden-Flüge zu Schulungs- und Trainingszecken festgelegt.

"Die aus dem Flugbetrieb des Flugplatzes Altenrhein entstehenden Fluglärmbelastungen werden für schweizerisches Gebiet nach schweizerischem Recht und für österreichisches Gebiet nach österreichischem Recht ermittelt und beurteilt."

Das Lärmkorsett baut auf dem ermittelten Jahres-Fluglärm von 1985 auf. Mittels eines Lärmpunkte-Systems wird künftig die Jahres-Gesamtlärmmenge des Flugplatzes ermittelt, die den Wert von 1985 nicht überschreiten darf.

Der Lärm-Referenzpunkt (Messpunkt) liegt auf östereichischem Gebiet, im Osten des Flugplatzes. Jede Flugbewegung in Altenrhein wird punktemässig bewertet, wobei die Lärmpunktezahl je nach Flugzeug-Typ und -Grösse variiert. Grosse Flugzeuge haben eine hohe Lärmpunkte-Zahl pro Flugbewegung, kleine Flugzeuge entsprechend eine tiefe Punktezahl.

Anfang April 1991 wird der Linienflugbetrieb ab Altenrhein nach Wien offiziell aufgenommen, nach provisorischer Inbetriebnahme des ILS.
Seither folgen in regelmässigen Abständen Gesuche der Rheintalflug für zusätzliche Flüge nach Wien, die von der St. Galler Regierung bzw. dem BAZL regelmässig bewilligt werden. Selbst auf den Samstag und Sonntag werden die Linienflüge inzwischen ausgeweitet.
1993 Im Zuge wirtschaftlicher Probleme tätigen die FFA verbotene Geschäfte mit dem Irak und umgehen auch das UNO-Embargo gegen Lybien. Das Unternehmen gerät ins Zwielicht und muss den Personalbestand massiv reduzieren.
1994 Das ILS wird vom EVED definitiv bewilligt. Einsprachen von Umweltschutzverbänden dagegen werden im November abgewiesen.
Das Umfeld des Flugplatzes gerät weiter in die Schlagzeilen wegen Schmuggelflügen, Menschenhandel, Plutonium-Handel und sogar Drogengeschäften. Ein Ausdruck der wirtschaftlich schlechten Situation.
1995 Die Rheintalflug reicht ein Konzessionsgesuch für Linienflüge von Altenrhein nach Frankfurt ein. Dies nach einer geheim gehaltenen HSG-Studie, die diese Verbindung als grosses Bedürfnis der Wirtschaft ausweist.Die St.Galler Regierung befürwortet auch dieses Konzessionsgesuch, gegen den erbitterten Widerstand der SBB (Schweiz. Bundesbahnen) und der Umweltverbände.

Nach der Konzessionserteilung durch das EVED nimmt die Rheintalflug Ende Mai die Frankfurt-Flüge auf. Das Passagieraufkommen auf dieser Strecke ist viel geringer, als erwartet. Rheintalflug führt dies auf die zu späten Abflugzeiten (8.55 Uhr) in Altenrhein zurück und stellt den Linienflugbetrieb im Oktober wieder ein.
1996 Die Rheintalflug beantragt eine Änderung der Abflugzeiten in Altenrhein auf 6 Uhr früh und wirbt schon im Voraus in teuren Inseraten für die Frühverbindung ab 2.Dezember. Der Staatsvertrag limitiert jedoch die Öffnungszeiten auf 7.00 bis 20 Uhr. Nachdem Österreich nach langem Hin und Her der Änderung zustimmte, lehnte dann aber Bern ab, was gleichbedeutend war mit dem Aus für diese Linie.
1997 Am 26.August wird der Staatsvertrag mit Österreich geändert. Die Betriebszeiten werden ausgedehnt auf neu 06.30 bis 21.00 Uhr (Ausnahmen bis 22.00), was der ’Rheintalflug’ zusätzliche Flüge nach Wien ermöglicht.
1998 Ab März treten die verlängerten Betriebszeiten in Kraft. Das BAZL hat grünes Licht erteilt. Inzwischen ist die Anzahl Flüge von Altenrhein nach Wien und zurück auf 5 pro Tag angewachsen.
1999 Anfang 1999 wird der Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) des Bundes in die Vernehmlassung geschickt. Altenrhein ist davon direkt betroffen. So ist im SIL-Entwurf vorgesehen, das private Flugfeld in einen konzessionierten Regionalflugplatz umzuklassieren. Damit wird beabsichtigt, Altenrhein - im Verbund mit den nächstgelegenen öffentlichen Flugplätzen Kloten und Samedan - in das Netz der öffentlichen Flugplätze Europas einzubinden, um den Bodenseeraum luftverkehrsmässig besser zu erschliessen.

Die Folgen dieser Statusänderung Altenrheins werden vom BAZL in bekannter Manier massiv heruntergespielt. So soll die Anzahl der jählich in Altenrhein abgefertigten Passagiere von heute 75'000 auf lediglich 100'000 im Jahre 2010 ansteigen. Und die heute als Obergrenze festgelegte Zahl von jährlich 40'000 Flugbewegungen soll auch im Jahre 2010 nicht überschritten werden. Die St. Galler Regierung befürwortet die Konzessionierung Altenrheins.

Das Jahrhundert-Hochwasser am Bodensee führt im Sommer zur Überflutung der Start- und Landepiste in Altenrhein, was ein 2-wöchiger Verkehrsunterbruch zur Folge hat.

Im Nationalrat in Bern wird eine Motion eingereicht, wonach sich der Bundesrat unverzüglich für Staatsvertrags-Verhandlungen mit Österreich und für eine schnelle Konzessionierung Altenrheins einzusetzen habe. Anzustreben sei ein binationaler Flugplatz St.Gallen-Vorarlberg nach dem Vorbild Basel-Mühlhausens. Der Vorstoss hat keine Chance.

Helikopterflüge aller Art von und nach Altenrhein nehmen stark zu und führen mittlerweile zu einer unzumutbaren Lärmbelästigung.
2000 Die Rheintalflug setzt seit 1. Januar erstmals Jets für die Linienflüge nach Wien ein. Als 'Flüsterjets' wurden sie vorangekündigt und ersetzen die Turboprop-Maschinen.

Im Januar meldet 'Crossair Interesse an, Altenrhein künftig in ihren Flugplan einzubeziehen. Bereits ein Monat später kommt der Rückzieher. Crossair kommt doch nicht. Als Gründe werden unter anderem das schwierige Umfeld (Opposition) in Altenrhein genannt. Man warte auf ein Zeichen der Region zu Gunsten eines 'Crossair-Sammeltaxis'.

Per 1. Mai findet ein erneuter Besitzerwechsel statt. Ernst Gautschi verkauft 75% der Airport Altenrhein AG an die Lions-Air AG, ein auf Businessflüge spezialisiertes Familienunternehmen. Neuer Hauptaktionär wird damit der holländische Investor Rinse Strikwerda.

Am 18. Oktober verabschiedet der Bundesrat die ’Strategischen Ziele’ des SIL. Darin wird das Flugfeld Altenrhein als 'Regionalflugplatz (noch im Flugfeldstatus)' aufgeführt.
Zitat:'Der noch nicht konzessionierte Flugplatz St.Gallen-Altenrhein wird, falls sich der Linienverkehr auf dieser Anlage weiter entwickelt, konzessioniert. '
2001 Am 25. April werden die Ergebnisse der von der Uni St. Gallen durchgeführten Bevölkerungsbefragung in Thal zur Zukunft des Flugplatzes Altenrhein präsentiert.
Fazit:
57,1 % der Befragten lehnen die Konzessionierung Altenrheins ab
34,5 % stimmen der Konzessionierung Altenrheins zu.
Die hohe Rücklaufquote von 51,1 % der angeschriebenen Haushalte verleiht den Umfrageergebnissen besonderes Gewicht.
Gemeindepräsident Raths gibt Versprechen ab, die Ergebnisse der Umfrage als Grundlage für die künftige Haltung des Thaler Gemeinderates zur weiteren Entwicklung Altenrheins zu verwenden.

Am 2. Oktober reicht die AAAG beim BAZL ein Plangenehmigungsgesuch für eine Anflugbefeuerung ein. Dagegen gehen fünf Einsprachen ein.
2002 Im Januar lehnt das BAZL das Gesuch der AAAG zum Bau einer Anflugbefeuerung ab. Diese reicht im November ein neues, leicht überarbeitetes Plangenehmigungsgesuch ein, gegen welches erneut vier Einsprachen eingereicht werden.

Die Pilatus Flugzeugwerke AG, Stans, übernehmen mit der ’FFA Maintenance AG’ die Flugzeug-Unterhaltsfirma für 1- und 2-motorige Maschinen in Altenrhein.
2003 Mitte April übernimmt der bisherige Mehrheitsaktionär Rinse Strikwerda die letzten 25 Prozent der Airport Altenrhein AG (AAAG) und wird damit Alleinbesitzer.

Die AAAG baut die Pistenanlage im Frühjahr Schritt um Schritt weiter aus. Die illegal begonnenen Bauarbeiten werden durch das BAZL mittels Baustopp unterbunden. Erst nach der Nachreichung eines Baugesuchs gibt das BAZL grünes Licht zur Weiterführung der begonnenen Arbeiten zur Erweiterung des Vorfeldes und Verbreiterung der Rollwege.

Im August informiert die AAAG die Öffentlichkeit über die Ausbauziele in Altenrhein. Es wird angekündigt, dass:
  • der Flugplatz nächstens konzessioniert werden soll.
  • dazu die Pistenanlage um bis 250 Meter nach Osten hin verlängert werden muss.
  • gleichzeitig die Betriebszeiten um rund einen Drittel ausgedehnt werden müssen.
Am 18. November genehmigt das BAZL das überarbeitete Gesuch der AAAG zum Bau einer Anflugbefeuerung und weist die vier Einsprachen ab. AgF, die Gemeinde Thal und das Baudepartement des Kantons St. Gallen erheben beim UVEK dagegen Beschwerde.
2004 Ende März sieht sich das BAZL gezwungen, die voreilig erteilte Plangenehmigung “wegen ungenügender Sachverhaltsabklärung“ zurückzuziehen und das bereits einmal überarbeitete Projekt einer Anflugbefeuerung an die AAAG zurückzuweisen.

Am 30. Juni informiert die AAAG über die Ergebnisse einer ’unabhängigen’ Studie der Fachhochschule St. Gallen über Bedürfnisse der Wirtschaft nach neuen Linienflugverbindungen ab Altenrhein. London, Frankfurt, Hamburg und Ruhrpott würden als nächste Destinationen stark nachgefragt.
Die Aussagekraft dieses ’Bedürfnisnachweises für neue Linienflüge’ ist höchst fragwürdig, da dazu keine Detailinformationen abgegeben werden. Ebenso wird niemandem Einblick in die Studie gewährt. Damit bestätigt sich die Vermutung, dass es sich dabei um eine bezahlte Arbeit handelt, bei welcher das Ergebnis zu Beginn bereits festgestanden hat.
2005 Im März kündigt die AAAG an, im Juli das Konzessionierungsgesuch für den Flugplatz beim BAZL einzureichen. Später wird die Verschiebung des Einreichungstermins für das Gesuch auf September bekannt gegeben.

Die Flugplatzbesitzerin betont immer wieder öffentlich, dass sie die Konzessionierung des Flugplatzes nicht anstrebe. Um zusätzliche Linienflüge ab Altenrhein betreiben zu können, sei sie jedoch aufgrund des geltenden Luftfahrtgesetzes dazu gezwungen.
2006

Österreich lehnt in der Folge die Konzessionierung des privaten Flugfeldes zu einem Regionalflugplatz ab und blockiert damit die Ausbaupläne. Die AAAG weitet fürs erste die Charterflüge aus. Zusätzlich versucht sie zu weiteren Linienflug-Konzessionen zu kommen.

Nach dem Ausbau des Towers übernimmt auf Anfang 2007 Skyguide die Flugsicherung in Altenrhein. 
2007

Anfang Januar bewilligt das BAZL der AAAG das Konzessionsgesuch für vier tägliche Linienflüge nach Düsseldorf/Mönchengladbach, so dass das Vorarlberger Flugunternehmen «Smartline» bereits am 5. Februar den ersten Flieger ins Ruhrgebiet starten lässt.

Bereits Ende April kommt jedoch das Aus von «Smartline». Der Flieger bleibt am Boden. Hauptgrund für das Scheitern soll die fehlende Nachfrage sein. 
2008

Der Airport Altenrhein AG (AAAG) gibt im März bekannt, dass mit der deutschen «Grob-Aerospace» einer der weltweit innovativsten Flugzeughersteller nach Altenrhein geholt werden konnte. Über 100 neue Arbeitsplätze sollen bis 2009 entstehen. Mitte August kommt dann die Nachricht, dass «Grob-Aerospace GmbH» Insolvenz beantragt hat.

Mitte Oktober wird der Verkauf des Flugfeldes Altenrhein an den Zürcher Industriellen Dieter Bührle bekannt gegeben. Der neue Besitzer setzt auf einen massvollen Ausbau der Business-Aviation. 

2009

Der Flugplatz Altenrhein hat sich mit «People’s Business Airport» einen neuen Namen gegeben. Mit dem Namenwechsel versprechen sich die Besitzer mehr internationale Ausstrahlung und damit mehr Beachtung.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat beim Flugbetrieb Spuren hinterlassen. So liegen die Flugbewegungen und Passagierzahlen markant tiefer als in früheren Jahren.

Der Ausbau der Flugplatz-Infrastruktur soll rasch vorangetrieben werden. Ein neues Terminalgebäude für rund 20 Mio. Franken soll gebaut werden.

2010

Erneuter Besitzerwechsel. Nach knapp zwei Jahren löst sich der Zürcher Industrielle Dieter Bühle von seiner Beteiligung am Flugfeld Altenrhein und verkauft diese an den Vorarlberger Unternehmer Markus Kopf. Neu ist Kopf alleiniger Besitzer des privaten Flugfeldes Altenrhein, welches damit neu zu 100% in österreichischer Hand ist. Der neue Alleineigentümer will den «Flugplatz» basierend auf der jetzigen Strategie „im Rahmen des Staatsvertrages und im Einklang mit der Bevölkerung massvoll weiterentwickeln“.

2011

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat zu markant rückläufigen Flugbewegungs- und Passagierzahlen grführt. Als Folge davon reduziert die ’Austrian Airlines AUA’ das Angebot auf der einzigen konzessionierten Linienflugverbindung Altenrhein - Wien auf nur noch drei tägliche Rotationen. Damit entgehen der Flugfeldbetreiberin in Altenrhein weitere dringend benötigte Start- und Landegebühren.

Um sich gegen diese Entwicklung zu stellen, bietet sie mit der neu gegründeten Fluggesellschaft ’People’s Viennaline’ seit Ende März zusätzlich drei Flüge pro Tag nach Wien und zurück an. Die AUA, welche diese Strecke seit Jahren allein bedient, zeigte sich über die neue Konkurrenz wenig erfreut. Sie liess verlauten, dass sie sich nicht verdrängen lasse und am bisherigen Flugangebot festhalte, koste es was es wolle.

Jetzt ist es offiziell: Die Konzessionierung Altenrheins zu einem Regionalflugplatz ist definitiv gescheitert. Am 6. Juli hat der Bundesrat das Objektblatt des Sachplans Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) für den Flugplatz Altenrhein genehmigt, in welchem festgehalten ist: „Der Flugplatz St. Gallen-Altenrhein ist ein privates Flugfeld. Auf eine Konzessionierung wird bis auf weiteres verzichtet. Bei einem Ausbau des Linienverkehrs ist er zu konzessionieren, was nur im Einvernehmen mit Österreich erfolgen soll.“

2013

Die österreichische Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) stellt Ende März den Flugbetrieb auf der Wien-Strecke ein, nachdem People’s Viennaline vor zwei Jahren begonnen hat, dieselbe Strecke zu bedienen und AUA zu verdrängen. Ab 1. April fliegt somit nur noch die People’s Viennaline dreimal täglich von Altenrhein nach Wien, nachdem über rund zwei Jahre hinweg bis zu sechs Maschinen pro Tag – halb leer - diese Strecke geflogen sind. Damit endet nicht nur eine verlustbringende Zeit aufgrund des ruinös geführten Machtkampfes, sondern auch ein unglaublich umweltbelastendes Verhalten der beiden Fluggesellschaften. 

2015

Die finanziell angeschlagene Airport Altenrhein AG versucht sich mit einem Befreiungsschlag aus der schwierigen Lage zu katapultieren und setzt seit Dezember auf einen neuen CEO, der endlich Wachstum bringen muss. Dieser kündigt denn unmissverständlich an, den Airport aus seinem Korsett zu befreien“, um den Weiterausbau zügig vorantreiben zu können. Seine unverhohlene Kritik zielt auf die im Staatsvertrag zwischen der Schweiz und Österreich festgeschriebenen Einschränkungen für den Linien- und Charterflugverkehr, in welchem unter anderem eine 90-minütige Mittagspause festgeschrieben ist.

2016

Der Erfolgsdruck auf den neuen Geschäftsführer muss sehr gross sein, die Auslastung der People’s Viennaline nach Wien zu erhöhen. So kam die Flugleitung auch auf die glorreiche Werbeidee «Du machsch de Priis!» bei Mittagsflügen einzuführen. Und siehe da – die Festlegung der Ticketpreise durch die Fluggäste funktionierte einige Wochen ganz gut, und die jungen Leute freuten sich, für teils nur 1 € nach Wien fliegen zu können. Dies war dann aber nicht im Sinne des Erfinders und erboste die Führung so sehr, dass das Angebot nach kurzer Zeit wieder aus dem Programm gestrichen wurde.

Stolz brüstet sich die Airport Altenrhein AG in der Öffentlichkeit mit ihrer neusten Innovation: Seit dem 2. November betreibt die People’s Viennaline die «weltweit kürzeste internationale Linienflugverbindung». Ganze 8 Minuten dauert der Flug von Altenrhein zum 20 Kilometer entfernten Friedrichshafen, von wo die Reise weiter nach Köln/Bonn geht. Zweimal am Tag fliegt der 76-plätzige Embraer-Jet E170 über den Bodensee hinweg, ungeachtet der damit verbundenen enormen Umweltbelastung. Um die Ernsthaftigkeit der eingeleiteten Vorwärtsstrategie zu unterstreichen, wird gleich noch ein zweiter 76-plätziger Linienjet Embraer E170 angeschafft.

In diese Zeit fallen vermehrt Meldungen über finanzielle Engpässe bei der Fluggesellschaft. So berichtet die «Wirtschaftspresseagentur» über einen Bilanzverlust von 12 Millionen Euro im Jahr 2015, was Firmenbesitzer Markus Kopf jedoch dementiert.

2017

Der Kanton St. Gallen und das Bundesland Vorarlberg haben eine «Interessenanalyse zur Erarbeitung einer Regionalen Entwicklungsstrategie zum Airport Altenrhein» in Auftrag gegeben. Die Analyse soll „Optimierungsmöglichkeiten aufzeigen und eine Basis für ein künftig gemeinsames, strategisches Vorgehen von Region und Flugfeld sein.“ Damit versucht St. Gallen, dem Ausbau des Flugbetriebs in Altenrhein neue Impulse zu verleihen. Befragt werden Vertreter aus Wirtschaft, Tourismus, Behörden, Gemeinden, Umwelt- und Naturschutz und auch die AgF.

Mitte April - nicht einmal ein halbes Jahr nach dem Jungfernflug – werden die umstrittenen Linienflüge nach Friedrichshafen eingestellt. Als Grund wird die schlechte Auslastung der Flüge genannt, man habe den Markt total überschätzt. In der Folge gesteht Flugplatzbesitzer Markus Kopf öffentlich ein, dass für neue Linienflüge ab Altenrhein kein Bedarf besteht. Die einzige Linienflugverbindung nach Wien müsse auch in Zukunft genügen. Nach der 8-Minutenflug-Pleite könne er sich auch künftig keine zweite rentable Linienflugdestination vorstellen. Der Flughafen Zürich mit riesigem Angebot sei ja in nur gut einer Stunde erreichbar.

Seit August hat Eigentümer Markus Kopf selbst die Leitung des «People’s Business Airport» übernommen und den erst vor kurzem eingestellten CEO abgesetzt. Er werde sich auf den Ausbau des Charterflugverkehrs konzentrieren und hofft dabei auf eine Lockerung des Lärmkorsetts, in erster Linie auf die Ausweitung der Betriebszeiten sowie die Streichung der Mittagspause für Linien- und Charterflüge. Mit verlustbringenden Experimenten der letzten Jahre wie frei wählbare Ticketpreise und 8-Minuten-Linienflug sei nun Schluss.

2018

Ende November werden die Ergebnisse der Anfang 2017 von St. Gallen und Vorarlberg gestarteten «Interessenanalyse zur Erarbeitung einer Regionalen Entwicklungsstrategie zum Airport Altenrhein» veröffentlicht. Darin wird  der Ausbau des Flugbetriebs auf dem Flugplatz Altenrhein empfohlen. Zum Beispiel durch die Abschaffung der Mittagspause, die Verlängerung der Öffnungszeiten in die Nacht hinein sowie die Abschaffung der vier flugfreien Feiertage pro Jahr. Zufälligerweise alles im Staatsvertrag festgelegte Einschränkungen, welche die Flugplatzbetreiber schon seit Jahren erfolglos zu sprengen versuchen.

Damit nicht genug. Als Fazit in der gemeinsamen Medienmitteilung St. Gallens und Vorarlbergs wird das Ergebnis der Analyse dargestellt als Auftrag zum Ausbau des Linien-, Charter- und Businessflugverkehrs ohne Konzessionierung. Eine «bilaterale Arbeitsgruppe» unter Leitung des BAZL soll entsprechende Möglichkeiten prüfen. Immer „unter Berücksichtigung der Schutzbedürfnisse der Bevölkerung“, was das auch heissen mag.

2019

Das BAZL hat gegen den Flugplatz St. Gallen-Altenrhein eine Busse von 800 Franken für nächtlich verbotene Flüge ausgesprochen. Dies als Novum in der Schweiz. Gebüsst wird damit die wiederholte Übertretung der Betriebszeiten im Sommer 2018, als ein Linienflugzeug nachts um 23:08 Uhr und zwei Tage später ein Charterflugzeug erst um 23:27 Uhr landeten. Zu diesen Zeiten wäre das Flugfeld geschlossen, denn gemäss Staatsvertrag sind Ausnahmen abends nur bis 22.00 Uhr erlaubt.

Am 28. November informieren die Flugplatzbetreiber zusammen mit Behördenvertretern des Kantons St. Gallen und des Bundeslandes Vorarlbergs über ihre Vorstellungen zur künftigen Entwicklung des Flugplatzes Altenrhein. Im Zwischenbericht der vom BAZL geleiteten «bilateralen Arbeitsgruppe» werden folgende Eckwerte zur Anpassung des Staatsvertrags zwischen der Schweiz und Österreich präsentiert:

- Ausdehnung der Betriebszeiten für Linien- und Charterflugverkehr neu bis 23 Uhr.

- Ersatzlose Streichung der 90-minütigen Mittagspause.

- Aufhebung des Flugverbots an hohen Feiertagen.

Als Entgegenkommen soll die Anzahl der Helikopterflüge künftig um jährlich 2000 auf maximal 2500 gesenkt werden.

2020

Die Corona-Pandemie führt auch in Altenrhein zu einem stark eingeschränkten Flugbetrieb. Ab Mitte März besteht ein Flugverbot für Flugzeuge unter drei Tonnen Gewicht. Nur Sonderflüge mit Ausnahmebewilligungen sind erlaubt. Die Linien- und Charterflüge sind bis Mitte Juni eingestellt. In der Zeit des Lockdowns sind rund zehnmal weniger Flugbewegungen zu verzeichnen.

2021

Das Weltwirtschaftsforum WEF in Davos findet dieses Jahr wegen Corona nur online statt. Darum fällt heuer der jeweils zu dieser Zeit in Altenrhein zu verzeichnende Stossverkehr mit Businessjets aus aller Welt aus. Die Corona-bedingten Einschränkungen des Flugverkehrs dauern bis Mitte Juni.